Winfried Kretschmann

Grußwort Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg

Die schwäbisch-alemannische Fasnet hat ihre ganz eigene Tradition. Sie beginnt üblicherweise erst am Dreikönigstag und folgt einem festen Ablauf, wobei das Brauchtum von Ort zu Ort variiert. Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V. als älteste Narrenvereinigung in ganz Deutschland pflegt diese närrische Tradition, die zum kulturellen Schatz Baden-Württembergs gehört, seit nunmehr hundert Jahren. Zu diesem ganz besonderen Jubiläum gratuliere ich im Namen der Landesregierung sehr herzlich! 
Am 16. November 1924 in Villingen gegründet, sind heute insgesamt 68 traditionell ausgerichtete Narrenzünfte aus den Regierungsbezirken Freiburg, Tübingen und Stuttgart, dem bayerischen Regierungsbezirk Schwaben sowie fünf Kantonen der deutschsprachigen Schweiz in dem Dachverband beheimatet. In einer Welt, die geprägt ist von Umbrüchen und einem rasanten gesellschaftlichen Wandel, versteht es der Verband seit jeher als seine Pflicht, das Brauchtum und Kulturgut der schwäbisch-alemannischen Fasnet mit viel Enthusiasmus nach Kräften zu erhalten, zu bewahren und zu pflegen. 

Viele Menschen in Baden-Württemberg sind der schwäbisch-alemannischen Fasnet eng verbunden, auch ich schätze die „fünfte Jahreszeit“ mit ihren Bräuchen sehr. Es gehört für mich jedes Jahr zur Fasnet dazu, wenn möglich den
Fasnetsdienstag beim Froschkuttelnessen in Riedlingen zu verbringen. Die Riedlinger Fasnet mit ihren zahlreichen
Figuren und Bräuchen ist etwas ganz Besonderes. Da wird es einem warm ums Herz, wenn der „Gole“-Ruf zu hören ist und der Narrenmarsch erklingt. Wie heißt es so schön im Golelied: „…und glücklich preiset sich die Stadt, die solches aufzuweisen hat.“

Ebenso glücklich preisen können sich aber auch alle anderen Orte, in denen Fasnet gefeiert wird. Sie schafft über
Grenzen hinweg ein echtes Stück Identität, gibt uns Halt und Orientierung – und sie ist auch für unsere Demokratie wichtig. Denn in der Fasnet kann man die Politik verbal so richtig aufs Korn nehmen und das Fasnetsvolk als Souverän kann seinen gewählten Vertreterinnen und Vertretern mal ordentlich die Leviten lesen. In autoritären Systemen wäre das undenkbar! Und so hatte die Obrigkeit in früheren Zeiten auchihre Schwierigkeiten mit dem närrischen Treiben. Davon zeugen die vielen Fastnachtsverbote im Laufe der Geschichte.

Auch die Gründung des VSAN im Jahre 1924 geht unter anderem auf eine unsichere politische Lage sowie zahlreiche Fastnachtsverbote zurück. Die Närrinnen und Narren suchten seinerzeit nach einer Möglichkeit, ihre Interessen gegenüber der Politik zu vertreten. Sie vereinigten sich daher, um ihrer Stimme mehr Gewicht zu verleihen. 

Bis heute setzt sich der Verband mit viel Herzblut dafür ein, dass die Fasnet mit ihren Bräuchen in unserer Gesellschaft lebendig und sichtbar bleibt. Für dieses Engagement danke ich sehr herzlich! Als Schirmherr des Festjahres wünsche ich allen Beteiligten zünftige und gelungene Jubiläumsveranstaltungen, tolle Feste und schöne närrische Tage!   

Winfried Kretschmann

Ministerpräsident von Baden-Württemberg